08.06.2019

Arpi Voskanian/ Alltag beim Schreiben

Unerreichbar

Ich faltete die Lippen, gab sie in die Tasche,
Den Glanz der Augen ebenso,
Ließ meine Brüste schrumpfen,
Nahm meine Augen raus und schnitt die Zunge ab,
Damit man mich nicht reizt, und ich nicht reize,
damit ich euch nicht sehe, ihr mich vergesst,
mich nicht berührt mit öligem Mund,
nicht knetet mit schweißigen Händen,
nicht halbtote Blumen schenkt …
Jetzt fürchte ich mich nicht vor den Falten,
in der Liste unbezahlbarer Schätze bin ich nicht,
hab mich herausgenommen aus der Schauvitrine,
wo ich schwirrte, hoch und bunt
wie ein giftiger Schmetterling.

Alltag beim Schreiben
Auf dem Papier schlief der Stift und wartete auf mich,
ich wusch das Geschirr in der Küche.
„Kommst du nicht?“, rief er
„Gleich“, sagte ich … ich bin gleich da.
Dann wusch ich meine Hände gut mit Seife,
putzte mir die Zähne ganz gewissenhaft.
„Wo bist du?“, rief er, „und was machst du?“
„Ich mach mir noch die Haare“, sagte ich,
„damit ich in der Früh gut ausseh.“
Dann wischte ich das Make-up weg
Und massierte mir die Nachtcreme ein
Und prüfte meine Haut im Spiegel,
die ersten Falten und die ersten Flecken …
Mit glänzendem Gesicht, die Lockenwickler auf dem Kopf
Sah ich absurd und tragisch aus.
„Ach, wo bist du“, jammerte er ungeduldig.
„Ich komm schon“, sagte ich, „Parfum noch, bin
schon da.“
Und sah mich immer noch im Spiegel an
Und hielt mir die Hände vors Gesicht
Und wollte weg
Und konnte nicht.
Da bin ich, sagte ich dann sanft und leise
Und legte mich still aufs weiße Papier.
Und der Stift: schnarchte zufrieden.
Namenlose Werte
Ich bin Gewebe, einfach hingelegt
Unter dem Regen, der Sonne, dem Wind, den
Fingern
Jeder kann seine Spuren hinterlassen auf mir
Die Zeit wäscht sie weg, unbedingt.
Nimm und wisch weg
Von mir
Dein Unglück

Übersetzung ins Deutsche von Herbert Maurer

Комментариев нет:

Отправить комментарий

ասա, մեջդ մի պահիր