01.03.2023

The Lord’s Prayer



We were orphaned. We were wet, huddled, hungry, and barefoot. We were blind, scared and torn…

We squeezed each other’s hands with sweaty palms. With sweaty palms we covered our red eyes. The rain flew into our nostrils. Our hands and our feet fell off. We writhed and looked for them with red eyes. 

Come, be our sister in the desolate night. Come, be our mother. Open your body cavities and take in our insatiable, inexhaustible, eternal yearning. 

Come, see the horses trample us. Come, see the demons defecate on us. Come, see, the dog is sleeping… Give a breath… 

Remember us, come and finish with this inferior world. 

THE WORD



I plucked the word from the fissures of language, brought it over and planted it in my garden, watered it, weeded it out, made it porous, until the word sprouted, blossomed and filled my garden with its fragrance. People came, were thrilled, got a whiff of it, breathed on it, played “loves me, loves me not,” plucked the petals, wiped their noses, shined their shoes, and left. Bent down, banged around, bloodsoaked and near-death, I plucked the word from my garden, put it under the glass, and hooked up the IV to it. People came, tried to smell it, were unable to, wanted to touch but couldn’t. And the word stayed a long time under the glass, captivating the hearts of people with its dead-like beauty. Dried from the longing for love and life, pale, I took out the fragile word from under the glass, anointed it with fragrant oils, polished the nails, combed the hair, put a short skirt and fish-net stockings on her, and placed her on Baghramian Boulevard. 

SOWJETUNION – SO SCHÖN !

 

Ich fuhr vom Sommerurlaub nach Hause zurück, erholt und müde von der Erholung. Der Autobus war gelb, alt,
ein quietschendes Etwas, ein alte Kiste, wie sie in den Dörfern noch unterwegs waren. Auch an den Gesichtern, den Kleidern und dem Gepäck der Menschen konnte man erkennen, dass der Autobus aus den Dörfern war, nicht zuletzt auch wegen der Hühner, Truthähne, Schweine und Schafe, die da und dort Lärm machten und zappelten. Sitzplatz gab es keinen, doch die Leute stiegen immer noch ein, richteten sich’s auf den Kartoffelsäcken ein und schoben volle Eierkartons, mit Milch und Joghurt gefüllte Cola-Flaschen, Säcke mit Käse, aus denen die Salzlake tropfte, unter die Beine der Sitzenden. Über dem Führerhaus prangte noch irgendwie das Hinweisschild „Der Fahrer passt auf“, das im Laufe der Jahre ziemlich vergilbt war und an ein Relikt aus dem Mittelalter erinnerte. Der Fahrer machte seinerseits keine Anstalten „aufzupassen“, der Willkür einen Riegel vor zu schieben. Mittlerweile gab es nicht einmal mehr einen Stehplatz und die Leute drängten immer noch in den Bus, stiegen einander auf die Füße, schoben und stießen. Erst als der Autobus schon völlig überladen war und sich niemand mehr bewegen konnte, beugte sich der Fahrer aus seinem Verschlag, schaute zurück und schrie: „Vorwärts, vorwärts“. Weil es aber keinen Platz mehr gab, um vorwärts zu gehen und die Leute vor der Tür sich einfach nicht mehr hineinquetschen konnten, fand der Fahrer zu seinem sowjetischen Ordnungssinn zurück und herrschte die übereinander und durcheinander Sitzenden und Stehenden an, sie möchten sich doch „platzieren“. Einige versuchten noch, durch die Fenster hinein zu klettern, weil an der Tür keine Hoffnung mehr war, aber das gelang nur wenigen, offenbar denen, die da schon geübt waren.